Der Perlkönig
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater auf einem Rind;
seinen Sohn, den packt er ganz fest am Arm,
er hat ihm im Schwitzkasten. – Dem Sohn wird’s warm.
„Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?“
„Siehst, Vater, du den Perlkönig nicht?
Den Perlenkönig mit Brill’ und Uhr?“
„Mein Sohn, das ist der Förster nur.“
„Du liebes Kind, komm, geh’ mit mir!
Gar tolle Spiele treib’ ich mit dir;
manch nasse Wellen sind an dem Strand,
und deiner Mutter schenk’ ich ’ne Tüte Verstand!“
„Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
was Perlenkönig mir leise verspricht?“
„Quatsch nicht so dämlich, mein liebes Kind;
sag’ mir lieber, wo wir hier sind?“
„Willst, feiner Knabe, du mit mir geh’n?
Meine Töchter sollen dich pflegen schön;
meine Töchter werfen dich nachts in den Rhein
und tauchen und nässen und sauen dich ein!“
„Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Perlkönigs Töchter am lüsternen Ort?“
„Du redest zuviel, mein lieber Paul.
Ich sag’s dir im Guten: Nun halt endlich’s Maul!“
„Ich liebe dich, deine Gestalt hat manchen Reiz,
und bist nicht willig, so bleib’ in der Schweiz!“
„Mein Vater, mein Vater, er fasste mich an!
Perlkönig hat mir weeeehh getan!“
Der Knabe heulte, sie ritten geschwind,
sie galoppierten auf dem ächzenden Rind,
erreichten den Hof mit Müh’ und Not;
unter den beiden … das Rind … war tot.