Brief

(ein Gedicht)

Ich schreib ganz geschwind
und zwar an Dich, liebes Kind.
Ich schreib in Eile dieses Gedicht,
ein andres habe ich auch nicht!

Ich frag mich grad: Wie mag es dir gehn?
Wir werden uns doch wohl mal wiedersehn.
Dir geht es doch sicher – wie immer – ganz gut!
Ich kann dir sagen, ich hab v’leicht ‘ne Wut.

Gestern biss mich ein Hund (und zwar in Wien).
Ich kann dir sagen, ich hab vielleicht geschrien.
Er biss mich vorzüglich mitten ins Bein;
ich hab ihm gesagt: „Lass das doch sein!“

Doch der Hund, das dumme Vieh,
hörte erst, als ich dann schrie.
War das vielleicht ein blöder Hund!
Mein Bein wird so schnell nicht mehr gesund.

Warum muss mich der Hund denn unbedingt beißen?
Mein Bein – ja, das kann ich wegschmeißen.
Mein Arzt hat gesagt: „Das wird wieder gut.“
Aber was der schon so alles sagen tut …

Das tat so weh, so weh wie ein Stich –
ich musste mich setzen, das war zuviel für mich!
Ich machte ‘nen dicken Verband drum herum,
nech? Ich bin ja schließlich auch nicht so dumm!

Das tat so weh, so scheußlich weh!
Also den Hund, wenn ich den noch mal seh,
dem beiß ich dann kräftig hinten hinein.
Hoffentlich lässt er so’n Unfug dann sein!

Den Tag davor hab ich mich volllaufen lassen –
nein, kein Gläschen, das waren fünf Tassen.
Ich kann nur sagen, nach all dem Sekt
hat ihm mein Bein ganz sicher geschmeckt!

 

Dieses Gedicht habe ich im zarten Alter von 13 Jahren geschrieben und war mein erstes (merkt man vielleicht auch). Am 28. Januar 1999 habe ich es im Rahmen einer Lesung unbekannter Autoren bei einer MachArt-Veranstaltung in Taunusstein-Hahn unter großem Applaus vorgetragen.